Alfonso hat eigentlich nichts gegen kulinarische Kunst. Er hat einmal einen älteren Mann sagen gehört, das Kulinarische in der Kunst habe die Aufgabe, die bittere Medizin, die in ihr verborgen sei, verdaulicher zu machen. Alfonso fügt hinzu, die Kunst müsse dann aber wirklich erlesen gekocht und angerichtet werden, sonst muss man einfach nur kotzen.
Autorarchiv: Alfonso
Paula oder das Faszinosum der Abwesenheit negativer Nahgesichtserfahrung
Alfonso ist nicht unbedingt ein vorsichtiger oder ängstlicher Mensch, aber dass man in einer ersten Liebesnacht, in einem One-Night-Stand oder auch nur bei einem Kuss von einem Gesicht, dass man zuvor gern angesehen hat, in der Regel unangenehm überrascht wird, findet er doch bemerkenswert. Aus der Nähe betrachtet können Nasen bedrohlich wirken, Falten um die […]
Velázquez‘ Felipe IV
Im Prado fesselt ihn vieles, heute ist er wieder dort gewesen, durch die Gänge geschlendert und schließlich dem vorletzten Habsburger auf dem spanischen Thron begegnet. Die Veränderungen, die der Maler vorgenommen hat und die durch die Oberfläche der Wirklichkeit hindurchscheinen. Ein Geist, der Bein zeigt. Ein Schatten, der die wahre Form der Dinge sichtbar macht. […]
Von Ringen und Blasen
Rilke ist ja der Meinung, wir lebten irgendwie konzentrisch. Alfonso weiß nicht, wie die anderen leben, er selber hält sein Leben eher für einen bunten Luftballon, in den er mit seinen dicken Fingern keinen anständigen Knoten hineinbekommt. Der ständig herumpröttelt und nie einmal richtig geradeaus fliegen kann (ein Luminogramm würde einen Wust an Schleifen und […]
Pathos und Tschaikowski
Alfonso liebt das Pathos, er weint gern im Kino, muss weinen an den schmierigsten Stellen, obwohl ihm bewusst ist, dass hier in voller Absicht gewisse Solldruckstellen an den Tränendrüsen betätigt werden. Er liebt den emotionalen Effekt und tendiert hier ‚por su vena trágica‘ zu einer melancholischen Weltsicht. Vielleicht nimmt er gerade das den Filmemachern übel: […]
Andrea in Jaarnis
Von den sieben so richtig intensiven Liebesbeziehungen, an die Alfonso sich erinnern kann, war Andrea aus Jaarnis von allen die längste. Nicht nur nach Jahren, schließlich war er fünf Jahre mit ihr zusammen gewesen, sondern auch an Körpergröße, sie konnte ihm mit ihrer Zunge den Scheitel ziehen, eine sehr angenehme wie zärtliche Angelegenheit, wenn sie […]
Laura aus Buenos Aires
Laura in Buenos Aires hoffte drei Jahre, doch da machte Alfonso gerade seine unersättliche Phase durch (über die es viel zu erzählen gäbe). Sie hatte Pech, denn er glaubte nur, dass er sie liebte, und er wollte doch wissen, sich sicher sein. Und während er des lichten Sommers unzufrieden seine Löcher grub, verlor sie sich […]
Córdoba (1)
An das Internat in Córdoba kann er sich besonders gut erinnern, er kennt noch das Stockwerk, die Zimmernummer, 333 (die Hälfte der Teufelszahl, sagten sie sich immer verschwörerisch), die Spitznamen seiner Zimmerkumpel und den Namen, den sie ihrer Wohnstatt gaben, „Grand Hotel Hurlingham“, denn es klang so exquisit, so nach Urlaub (ein Hotel in Mar […]
General Hurlingham (1)
El general Hurlingham hubiera salvado la Argentina, con Hurlingham nada de guerras entre federales y unionistas, los habría unido bajo su bandera celeste; Hurlingham no hubiera pintado la fachada de la Casa Rosada con la sangre de las vacas; un Rosas hubiera sido imposible, Hurlingham hubiese instalado y defendido la democracia verdadera y digna; apoyado […]
Bewegend bewegt
Alfonso erinnert sich noch schwarzweiß an seine Kindheit, die so bewegt war, weil er selten einmal zwei Jahre an einem Ort hatte wohnen dürfen. London, Paris, Kopenhagen, Madrid, Santiago de Chile, Buenos Aires, das waren die Orte, in denen sein Vater arbeitete. An die kleinen Ortschaften am Rande dieser Städte aber, oder an das Internat […]